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"Out im öffentlichen Dienst!? Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Hessischen Landesdienst“

Beim bundesweit ersten digitalen Fachtag „Out im öffentlichen Dienst!?“ tauschten sich am Freitag, 29. Oktober 2021 rund 120 Personen aus dem hessischen Landesdienst über die Themenfelder geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aus. Der hessische Sozialminister Kai Klose eröffnete den Fachtag. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stabsstelle Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und der Antidiskriminierungsstelle für Studierende (ADiS) der Philipps-Universität Marburg (UMR).

Kai Klose, Staatsminister für Soziales und Integration betonte in seinen Eröffnungsworten die Bedeutung eines sensibilisierten und informierten Arbeitsumfeldes: „Der öffentliche Dienst und seine Beschäftigten sind so vielfältig wie die Welt. Deshalb ist es gut, wenn auch der öffentliche Dienst seine Queerkompetenz weiterentwickelt und stärkt. Denn Sie stellen sich als Beschäftigte des Landes jeden Tag in den Dienst der Menschen, die in unserem Bundesland leben oder arbeiten. Um unserem Gestaltungsauftrag gerecht zu werden, müssen wir unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigen. Unseren Team- und Führungsrollen werden wir vor allem dann gerecht, wenn wir ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich auch queere Beschäftigte angenommen und wertgeschätzt fühlen. Dazu gehört, Bedürfnisse zu verstehen. Dazu gehört, Menschen zu „empowern“ und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dazu gehört, Bedarfe sichtbar zu machen, gemeinsam zu entwickeln und zu gestalten.“

Prof. Dr. Sabine Pankuweit, Vizepräsidentin für Gleichstellung und die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses an der Philipps-Universität, betonte in ihrem Grußwort die Grundwerte universitärer Bildung: „Wir als Universität möchten langfristig erreichen, dass die Wahrnehmung und Anerkennung von Vielfalt zentrale Grundwerte unserer Universität darstellen und dass die Mitglieder der Universität einander jederzeit in gegenseitigem Respekt auch vor dem jeweiligen Anderssein begegnen. Jegliches Verhalten, das diesem Prinzip widerspricht, möchten wir vermeiden, denn ein wertschätzender Umgang mit Diversität soll zu einer selbstverständlichen Aufgabe aller Mitglieder der Universität in möglichst allen Bereichen werden, wenn sie es nicht schon ist.“

Die Veranstaltung richtete sich sowohl an Beschäftigte im hessischen Landesdienst, die sich selbst dem LSBT*IQ-Spektrum zuordnen, als auch an Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Gleichstellung und Personal. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem Beschäftigte aus Universitäten, Finanzverwaltungen und Schulen, Polizei und Justiz vertreten.

Prof. Dr. Dominic Frohn, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Diversity- und Antidiskrimierungsforschung (IDA), stellte in seinem Einführungsvortrag die Ergebnisse seiner Langzeitstudie „Out im Office“ zur Situation von Beschäftigten aus dem LSBT*IQ-Spektrum  vor. Diese belegten, so Frohn, dass Beschäftigte in unterschiedlichen Berufen häufig mit internalisierter oder offener Homo-, Queer- und Transfeindlichkeit konfrontiert seien. Dies erhöhe das Diskriminierungsrisiko und führe zu einer erhöhten Belastung, die sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit und auch auf die Arbeitsleistung auswirke.

An der Talkrunde „Ein Coming-out hat niemand allein! – Unternehmen und Role-Models, die sich öffnen“ beteiligten sich auch Prof. Dr. Annette Henninger von der Universität Marburg, Frank Bartels vom bundesweiten Netzwerk di.to der REWE Group, Tina Breidenich vom Bundesausschuss Queer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie Marek Sancho Höhne, Mitautor_in der Studie „Geschlechterdiversität in Beschäftigung und Beruf. Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten von Antidiskriminierung für Arbeitgeber_innen.“ Vorbilder in Leitungs- und Führungspositionen, die offen mit ihrer Zugehörigkeit zum LSBT*IQ-Spektrum umgehen, könnten dazu beitragen, dass Beschäftigte ebenfalls offen mit ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität umgehen können und in der Folge auch die Arbeitszufriedenheit und –leistung steige, war eine These in der Talkrunde.

Im zweiten Teil des Fachtages wurden Workshops angeboten, die sich mit den Themen „Wie out kann/will ich sein und was brauche ich bzw. was kann ich tun?“, „Von m/w/d bis Unisextoilette - gute Arbeitsbedingungen für trans* und inter*-Mitarbeitende“ beschäftigten.  Katharina Völsch von der ADiS der Universität Marburg moderierte ein Open-Space-Angebot zum Austausch und zur Ideensammlung für den Aufbau eines hessenweiten Netzwerkes für Beschäftigte im Landesdienst aus dem LSBTIQ*-Spektrum.